Von den Ragged Islands nach Georgetown, Exumas, ist es eine entspannte Überfahrt: im Lee von Long Island verläuft die Passage ohne Wellen auf endlosem Türkis… Segeln vom Allerfeinsten! Um trotzdem auf dieser tagesfüllenden Etappe ein wenig abzukürzen, fahren wir durch den Hog Cut zwischen Torch Cay und Little Exuma: da wir mit 1,15m recht wenig Tiefgang haben, können wir hier kurz vor Hochwasser durchfahren. Allerdings sind die Seekarten hier nicht allzu genau, weshalb einer von uns am Bug steht und in der sehr engen Durchfahrt Ausschau hält nach dem (hoffentlich) tiefsten Weg und möglichen Korallenköpfen. An der flachsten Stelle haben wir nur noch knapp 10cm unter dem Kiel und steigt unser Lot aus, weshalb wir auch erleichtert aufatmen, als das Fahrwasser wieder tiefer und breiter wird. Am Ende spart uns die Abkürzung gute 20 Seemeilen, scheint aber wirklich nur etwas für flachgehende Boote zu sein.
Als Georgetown auf Great Exuma am Abend in Sicht kommt, sind wir nach der Einsamkeit der Ragged Islands überrascht, wie viele Boote hier vor Anker liegen. Ein wenig fühlen wir uns an das Mittelmeer erinnert, es liegen über hundert Boote vor Anker. Es sind überwiegend US-amerikanische Boote, darunter auch viele Motorboote im Trawler-Stil. Auf den letzten Metern begleitet uns noch ein Delfin mit seinem Baby, ein perfekter Abschluss eines tollen Segeltags!
Am nächsten Vormittag fahren wir als allererstes in den Ort zum Einkaufen: Georgetown ist mit 2.500 Einwohnern die größte Siedlung und gleichzeitig Hauptort der ungefähr 200km langen Inselkette der Exumas. Der Ort ist trotzdem überschaubar und auch nur mäßig hübsch, aber es gibt einen Supermarkt, den wir freudig betreten. Gedanklich sind wir schon bei einem großen Salat zum Mittagessen und frischem Obst zum Nachtisch.
Unsere Vorfreude auf den ersten Supermarkt mit frischer Ware seit Curacao (immerhin auch schon über drei Wochen her…) löst sich relativ schnell in Luft auf, als wir die Preise sehen: ein Apfel kostet 3$, eine Banane 1,5$, das Kilo Reis schlägt mit 20$ zu Buche. Am Ende verlassen wir den Supermarkt mit zwei Einkaufstaschen Obst und Gemüse sowie einigen absolut notwendigen Sachen, verzichten aber auf einige völlig überteuerte Waren wie Salat oder Gurken. Na ja, dann wird der Salat halt improvisiert… Eine kurze Google Recherche später sind wir klüger: auf den Bahamas gibt es keine Lohnsteuer, die Steuereinnahmen setzen sich beinahe ausschließlich aus Einfuhrzöllen und Mehrwertsteuer zusammen. Hierdurch wird dann eben alles auf den ersten Blick (für uns Touristen) sehr teuer, ist es aber für die Einheimischen nicht unbedingt.
Als Entschädigung für das recht teure Einkaufsvergnügen wartet am nächsten Tag die nationale Bahamas Segel Regatta auf uns. Traditionelle, hölzerne Segelboote mit Auslegern, die auf den Bahamas nach alter Manier gebaut sein müssen und von lokalen Crews gesegelt werden, treten in unterschiedlichen Klassen gestaffelt nach Größe gegeneinander an. Eine Besonderheit ist hierbei der Start: sämtlich Boote sind auf einer Startlinie nebeneinander verankert, auf ein Startsignal hin werden die Anker hochgeholt und gleichzeitig die Segel gesetzt. Das Ergebnis ist ein leichtes Chaos, da eins der Boote den Anker zu früh oben hat (oder je nach Perspektive das Segel nicht schnell genug gesetzt hat) und in das leewärtige Boot treibt, welches dann wiederum weitere Boote behindert. Wir stehen am Ufer und beobachten das Spektakel und freuen uns über das engagierte Anfeuern der Teams durch die Locals: Segeln ist hier Nationalsport und die jährlich stattfindende Regatta wohl das wichtigste Event.
Bevor wir von Georgetown aus nach Norden aufbrechen, um die Inselkette der Exumas zu erkunden, genießen wir noch einen Spaziergang an Land: auf der kleinen, der Stadt vorgelagerten Insel Stocking Island wechselt sich karibisches Türkis und feinster Sand mit Dünen ab, die ein wenig an Zuhause erinnern. Ein schöner Mix!
Zurück an Bord möchten wir noch ein letztes Mal für heute schwimmen gehen, als neben dem Boot der Delfin mit seinem Baby auftaucht, welchen wir schon bei unserer Ankunft gesehen haben. Wir schnappen uns Schnorchelmasken und unsere GoPro und hüpfen ins Wasser – der Delfin stört sich so gar nicht an uns und schwimmt immer wieder neugierig auf uns zu, dreht ab und verschwindet im zugegebenermaßen recht trüben Wasser, um kurze Zeit später aber wieder überraschend an unserer Seite aufzutauchen… Was für ein Gänsehaut-Erlebnis und absolutes Highlight der bisherigen Reise! Wir bleiben im Wasser, bis die Sonne untergeht und die Sicht unter Wasser immer schlechter wird – zurück an Bord beim Abendessen können wir über gar nichts anderes reden…




















