Nach einem entspannten Frühstück vor Anker in Spanish Waters auf Curacao starten wir unseren mittlerweile dritten Versuch, die ABC’s hinter uns zu lassen. Unser erster Anlauf scheiterte an strukturellen Problemen am Schott, der zweite an den venezolanischen Grenzschützern… Jetzt aber soll’s klappen!
Der Segeltag startet entspannt, die Wetterprognose sieht gut aus, wir rechnen mit fünf bis sechs Tagen bis nach Great Inagua im Süden der Bahamas. Tatsächlich verläuft die Fahrt dann auch wettertechnisch genau wie geplant und fällt nach 5,5 Tagen und gut 720 Seemeilen der Anker spätabends vor Matthewtown auf Great Inagua. Hinter uns liegen abwechslungsreiche Segeltage: wir haben einen neuen KISS-Geschwindigkeitsrekord von 205 Seemeilen über 24h (Etmal) aufgestellt, sind mit Delfinen gesegelt, bei Flaute durch die Meerenge zwischen Kuba und Haiti motort und haben uns das Großsegel im 1.Reff gerissen. Letzteres ist leider das Ergebnis von drei Jahren Segeln bei zum Teil extremer Sonne und einem Segeltuch, welches eigentlich für die Nordsee vorgesehen ist. Zum Glück ist das Großsegel im 2.Reff noch intakt und segeln wir von nun an wohl einfach etwas langsamer.
Zurück aber nach Matthewtown: an unserem ersten Morgen wachen wir auf wunderbar strahlendem türkisem Wasser auf. Ein Traum! Nachdem wir erst einmal baden waren, genießen wir ein ausgedehntes Frühstück und räumen das Boot auf – nach jeder Passage ist es unter Deck immer überraschend unordentlich…
Am Nachmittag fahren wir mit dem Dinghi an Land und machen uns auf zu den Behörden. Es tut gut, sich die Beine ein wenig zu vertreten! Matthewtown ist winzig, es ist wenig los, aber irgendwie ist es doch ganz knuffig. Die amerikanischen Einflüsse sind unübersehbar, was auch kein Wunder ist, liegen zwischen den nördlichen Inseln der Bahamas und Florida keine 100 Seemeilen. Die Behördengänge in einem Wellblechschuppen sind schnell erledigt, die Offiziellen dabei ausgesprochen nett und gut gelaunt – wie eigentlich jeder hier, dem wir begegnen. Das Einkaufen im örtlichen Supermarkt geht ähnlich schnell, außer Kartoffeln und Eier gibt es keine frischen Waren. Zum Glück haben wir auf Curacao noch sehr umfangreich eingekauft!
Leider ist unser Ankerplatz vor Matthewtown bei der aktuellen Windrichtung sehr ungeschützt und so zieht es uns nach nur einem Tag auch direkt weiter: mit einem befreundeten Boot, welches wir hier wiedergetroffen haben, möchten wir auf die Ragged Islands übersetzen. Die Ragged Islands sind eine Inselkette im äußersten Südwesten der Bahamas mit ungefähr 30 kleinen Inseln, die sich über 180km an einem Riff entlang verteilen. Nur die namensgebende Insel „Ragged Island“ ist bewohnt, es gibt ungefähr 60 Einwohner und ein wöchentliches Postschiff zur Versorgung. Gefühlt liegen die Inseln am Ende der Welt im absoluten Nirgendwo.
Die gut 160 Seemeilen nach von Matthewtown auf Great Inagua nach Hog Cay im Süden der Ragged Islands verlaufen zügig und mit viel Spaß: für ein kleines Fotoshooting mit unseren Freunden segeln wir eine Weile sehr nahe nebeneinander, überholen uns gegenseitig für die besten Fotoperspektiven, fahren vor dem anderen durch und lassen uns wieder zurückfallen. Über Nacht gehen wir dann zur Sicherheit lieber auf etwas Abstand, bevor wir am nächsten Vormittag auf einer unendlich erscheinenden türkisen Wasserfläche zum Ankerplatz aufkreuzen. Wir sind völlig hin und weg von den Farben und können uns gar nicht satt sehen!
Hog Cay ist eine süße, kleine Insel, die sogar einen eigenen Yachtclub hat. Das Vereinsheim ist ein hölzerner Pavillon am Strand, Mitglied ist jeder Segler, der vor Anker liegt, zum Sundowner trifft man sich auf ein selbstmitgebrachtes Getränk. Wir genießen den Kontakt zu anderen Seglern und die entspannte Atmosphäre, gehen viel Wingfoilen und gucken stundenlang einfach nur auf dieses unglaubliche Türkis!
Von Hog Cay aus hangeln wir uns entlang der Inselkette nach Norden und lassen dabei fast keinen Ankerplatz aus. Auf jeder Insel gehen wir an Land: mal gibt es einen Wanderweg quer über die Insel, meistens markiert durch Treibgut, welches von Seglern an die Büsche und Bäume gehängt wird, mal beschränkt sich der Landgang auf den Strand. Wenn der Wind ordentlich bläst (und das tut er um diese Jahreszeit fast immer), gehen wir Kitesurfen und Wingfoilen…
Und wenn es dann doch mal windstill ist, gibt es unter Wasser auch vieles zu entdecken! Das Wasser ist glasklar, aber auch überraschend kühl. Zum ersten Mal seit wirklich langem gehen wir mit Neoprenanzug schnorcheln und sitzen danach dick eingepackt im Cockpit in der Sonne, um wieder aufzutauen. Apropos kühl: während es auf den ABC’s noch tropisch warm war, ist es auf den weiter nördlich gelegenen Bahamas schon empfindlich frisch. Gerade zum Abend hin ziehen wir uns tatsächlich wieder Pullover über…
Neben Hog Cay gefällt uns Flamingo Cay am besten: die Insel ist unser vorletzter Stopp, bevor wir nach Georgetown in den Exumas weitersegeln möchten und liegt ziemlich weit im Norden der Inselkette. Wir ankern vor einem kleinen Sandstrand an einer ansonsten recht felsigen Küste und machen uns zu Fuß auf dem Weg in die Bucht am Nordende der Insel. Der Strand, der uns dort erwartet, ist beinahe zu schön, um wahr zu sein! Eine sichelförmige Bucht, weißer Pudersand und strahlend türkises Wasser. Am Ufer sitzen kleine Eidechsen und posieren stolz für die Kamera.
Um einen besseren Überblick über diese wunderschöne Insel zu bekommen, klettern wir auf einen kleinen Hügel. Oben angekommen, ist der Ausblick leider durch Palmen und andere Pflanzen zugewachsen. Dafür steht ein alter Gittermast hier oben, auf dem früher mal ein Leuchtfeuer montiert war. Mit etwas Klettergeschick kommen wir also doch noch zu unserer Aussicht!
Bevor wir am nächsten Tag weiter nach Water Cay, unserem letzten Stopp auf den Ragged Islands fahren, erkunden wir noch eine kleine Höhle auf Flamingo Cay, welche nur mit dem Dinghi vom Wasser aus zugänglich ist. Eine spannende Sache! Da die Höhle aber tatsächlich ziemlich klein ist, beschließen wir, zum Abschluss unseres Dinghi Ausflugs noch eine Runde schnorcheln zu gehen. Am Nordende der Insel „franst“ diese aus, viele kleinere Steininseln sind das Zuhause von bunten Fischen und Korallen. Nur mit der Strömung muss man hier etwas aufpassen, sie drückt uns immer wieder vom Ufer weg, weshalb wir das Dinghi an einer Leine mitnehmen, statt es zu verankern.
Nach zwei Wochen auf den Ragged Islands ohne Supermarkt sind unsere Vorräte, welche wir auf Curacao gekauft (immerhin auch schon über drei Wochen her!) und auf Great Inagua noch um Kartoffeln und Eier ergänzt hatten, so ziemlich leer. Frisches Obst und Gemüse sind nicht mehr vorhanden, unsere Gefriertruhe wird immer leerer und Dosenobst ist auch nicht so recht das Wahre… Also nehmen wir Kurs auf unser nächstes Ziel in den Bahmas: die Inselkette der Exumas. Unser erster Stopp wird Georgetown sein, hier gibt es einen der wenigen Supermärkte der Exumas…
















































2 Gedanken zu “Bahamas – Great Inagua und die Ragged Islands”