USA – auf geht’s nach Norden!

Die Überfahrt von Nassau nach Florida verläuft ruhig und zügig, nach nur 29 Stunden und 200 Seemeilen fällt der Anker im Hafen von West Palm Beach. Es ist kurz nach Mitternacht und trotz der späten Stunde freuen wir uns sehr darüber, in den USA angekommen zu sein! Fehlt nur noch das offizielle Einklarieren morgen früh…

Am nächsten Morgen machen wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück an die Formalitäten. Praktischerweise läuft das Einklarieren in den USA papierlos über eine App, man gibt seine Daten ein, bekommt einen Videoanruf von den Behörden und dann ist man auch so drin. In der Praxis läuft es dann doch nicht ganz so simpel, unser Einreisegesuch wird grundlos digital abgelehnt. Ein Anruf später bei den Behörden sind wir nicht wirklich klüger, außer dass wir doch eben vorbeikommen sollen, um die Einreiseformalitäten persönlich zu regeln.

Am Ende sind wir den ganzen Vormittag damit beschäftigt, uns durch den Behördendschungel zu arbeiten. Pünktlich zum Mittagessen sind wir dann aber mit einem dicken Grinsen im Gesicht wieder an Bord und holen die gelbe Quarantäneflagge ein, die jedes Boot setzen muss, solange es nicht einklariert ist. Stattdessen wird die US-Amerikanische Gastlandflagge unter der Steuerbord Saling gesetzt.

Der anschließende Nachmittag vergeht wie im Flug: ein Kumpel von uns ist gerade in den USA und kommt an Bord zu Besuch. Er wird am nächsten Tag mit uns weiter nach Charleston segeln und von dort zurück nach Deutschland fliegen. Kaum ist er an Bord angekommen, klopft ein amerikanisches Pärchen in unserem Alter mit ihrem Motorboot an unseren Rumpf. Sie sind total begeistert von unserer deutschen Flagge und können es zunächst nicht glauben, dass wir tatsächlich hierher gesegelt sind. Wenige Minuten später sitzen wir gemeinsam auf dem Vordeck und unterhalten uns bis in die Abendstunden hinein.

Nach nur anderthalb Nächten in West Palm Beach, Florida, gehen wir Anker auf, um weiter nach Norden zu segeln. Die Hurricane Saison ist im Anmarsch und wir möchten deswegen zügig Strecke nach Norden machen – die Warterei auf unsere Visa in Nassau auf den Bahamas hat schon deutlich länger als geplant gedauert…

Die 300 Seemeilen nach Charleston, South Carolina, beginnen mit herrlichem Segeln: eine lange Welle hebt uns immer wieder sanft an und der Wind schiebt uns konstant nach Norden. In der Nacht werden die Wellen dann konfus, die KISS schaukelt hin und her, wir werden immer langsamer und dann schläft am frühen Morgen der Wind gänzlich ein. Den Vormittag über motoren wir und werden dabei immer wieder von Delfinen begleitet. Wie immer ist es ein wunderbares Schauspiel, den verspielten und neugierigen Delfinen zuzuschauen!

Am Nachmittag zieht der Himmel zu und türmen sich dunkle Wolken am Horizont auf. Der Blick auf den aktualisierten Wetterbericht verspricht ungemütliches Wetter mit Starkwind und Gewitter für die kommende Nacht. Da haben wir so gar keine Lust drauf und beschließen, „links ran zu fahren“. Zum Glück gibt es an der US-Ostküste immer wieder kleine Häfen oder Flussmündungen, in die man einfahren kann. Unter Parasailor, mittlerweile hat es wieder aufgefrischt, rauschen wir in Richtung Ponce Inlet, wo wir hinter einem wunderschönen Strand und Dünen eine ruhige Nacht verbringen. Draußen stürmt es ordentlich und Freunde von uns, die trotz der Vorhersage etwas weiter nördlich ausgelaufen sind, berichten später, dass die Nacht überwiegend taghell von Blitzen erleuchtet war.

Am nächsten Morgen gehen wir die verbleibende Strecke nach Charleston an und rauschen unter Parasailor nach Norden. In der Nacht wird der Wind dann etwas zu viel für das 105qm große Leichtwindtuch und wechseln wir auf die Genua. Am nächsten Tag stehen regelmäßige Segelmanöver an und wechseln wir fleißig zwischen Großsegel, Genua und Parasailor hin und her. Unser Kumpel Alex genießt die Segelei in vollen Zügen und freut sich über jeden Tuchwechsel. Am frühen Abend des dritten Tages kommen wir in Charleston an: die langgezogene Einfahrt in den Hafen begrüßt uns mit einer tiefstehenden, roten Sonne. Ein perfekter Empfang!

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