Kärcher DIY Wassermacher

Zwischenfazit nach drei Monaten bzw. anderthalb Jahren Betrieb am Ende des Textes –

Jeder Langfahrtsegler wird sich die Frage stellen müssen, ob er einen Wassermacher haben möchte oder nicht. Die Vorteile liegen unseres Erachtens auf der Hand: eigenständig und nach Bedarf Trinkwasser aus Sonne und Wind erzeugen, keine Plastikkanister/-Flaschen an Bord schleppen und verstauen, kein Problem mit der Entsorgung der Kanister/Flaschen… Dem gegenüber stehen der Anschaffungspreis, der benötigte Platz und natürlich ein weiteres System, welches gewartet werden muss und vermutlich auch irgendwann mal kaputt gehen wird.

Damit wir im Falle eines kaputten Systems in der Lage sind, dieses möglichst selber zu reparieren (und weil es auch günstiger in der Anschaffung ist), haben wir für uns für eine Kärcher DIY Lösung entschieden. Unser Wassermacher produziert mit zwei Membranen ca. 90l/h und verwendet als Hochdruck-Pumpe einen handelsüblichen Kärcher K2. Die benötigten 220V stellt ein Wechselrichter von Victron (12/3000) zur Verfügung.

Im Grundsatz ist der Aufbau einer Wassermachers recht simpel: das Seewasser wird durch eine 12V Vorpumpe angesogen, durchläuft eine Filtereinheit mit Grob- und Feinfiltern und wird anschließend vom Kärcher mit Hochdruck durch die Membranen gedrückt. Am anderen Ende kommt Süßwasser und das sogenannte „Brine“ (Salzwasser) an. Die Membranen selber funktionieren nach dem Prinzip der Umkehr-Osmose.

Da in der Realität dann doch nicht alles so simpel ist, wie es sich im ersten Moment anhört, kommen dann noch diverse Ventile, die Druckeinheit (zum Regeln des Drucks im System), Durchflussmesser, ein Süßwasserverteiler und die Elektrik dazu. Aber Schritt für Schritt…

Das Seewasser wird durch ein Seeventil in der Bilge des Steuerbordrumpf angesogen und läuft anschließend durch das erste Zwei-Wege-Ventil (links im Bild) entweder in das Wassermachersystem oder aber in die Spülung der Bordtoilette (mit Rückschlagventil). Wir wollten kein zweites Seeventil einbauen und haben uns deshalb für diese Lösung entschieden. Vom ersten Zwei-Wege-Ventil läuft das Seewasser anschließend in ein zweites Zwei-Wege-Ventil (mittig im Bild). Hier kann man von „Seewasser ansaugen“ auf „Süßwasser im Kreis Spülen“ umstellen, wenn man das System reinigen oder konservieren möchte. Unten rechts leicht versteckt ist die 12V-Vorpumpe.

Seeventil und Wasserverteilung

Von der 12V Vorpumpe aus wird das Wasser in die Vorfilter-Einheit gepumpt. Hier können drei unterschiedliche Grob- und Feinfilter eingesetzt werden. Anschließend läuft das Wasser direkt in den Kärcher und von dort zunächst in die erste und dann in die zweite Membran. Die Filtereinheit und der Kärcher befinden sich in der Backskiste im Cockpit, da diese über Lenzer verfügt und gerade auch beim Filterwechsel immer etwas Salzwasser ausläuft. Die Druckröhren für die Menbranen haben wir in der Achterkabine auf Steuerbord unter der Koje mit großen Rohrschellen befestigt.

Am Ende der Membranen ist jeweils ein Abgang für das erzeugte Süßwasser, welches von hier (drucklos) in die Süßwasserverteilung geht. Hierfür haben wir einen Gartenschlauch-2-Wege-Verteiler unter dem Waschbecken in der Nasszelle montiert. Von hier geht dann ein Schlauch direkt in den Wassertank, ein anderer liegt lose in der Bilge. Wir nutzen ihn zum Befüllen eines Kanisters, mit dem wir dann im Anschluss an die Wasserproduktion das System spülen. Hierdurch vermeiden wir es, das Wasser aus dem Haupttank zu nehmen, wo ggf. auch noch Süßwasser aus dem Hafen enthalten ist (häufig gechlort und somit nicht gut für die Membranen).

Zusätzlich zum Süßwasser ist an den Enden der Membranen je ein Ablauf für die „Brine“, wobei der erste Ablauf gleichzeitig der Zulauf für die zweite Membran ist. Aus der zweiten Membran geht die „Brine“ dann (unter Druck) bis unter das Waschbecken und hier dann in eine Druckeinheit (bestehend aus einem Nadel- und einem Sicherheitsventil sowie einem Manometer zum Messen des Drucks). Am Nadelventil kann, sobald der Kärcher läuft, der Druck langsam erhöht werden, bis an den Membranen Süßwasser produziert wird. Das Sicherheitsventil haben wir im Vorfeld ohne eingesetzte Membranen so eingestellt, dass es bei zu viel Druck auslöst und die Membranen somit nicht beschädigt werden können. Hinter der Druckeinheit läuft die „Brine“ drucklos durch einen Gartenschlauch in das Waschbecken und von dort über Bord.Letzteres spart uns einen weiteren Borddurchlass.

Zum Spülen oder Konservieren des Systems liegt in der Bilge ein loser Schlauch, dieser kann bei Gebrauch einfach in den Kanister mit dem Spülwasser gesteckt werden und saugt von dort das Süßwasser (oder auch die Konservierungsflüssigkeit) an.

Bleibt nur noch die Elektrik! Hier gibt es zum einen die 12V Versorgung für die Vorpumpe mit Schalter (an/aus) und eine 230V Steckdose für den Kärcher, die über ein Solid State Relais (SSR) geschaltet und über einen Leistungsregler mit abgesetztem Potentiometer hochgeregelt wird. Die einzelnen Komponenten haben wir direkt neben dem 12V-Sicherungskasten im Steuerbordrumpf hinter einer Schrankverkleidung montiert, die Schalter und der Poti befinden sich ganz oben im Schrank selber und sind dort leicht zugänglich.

Fazit nach drei Monaten Betrieb (11/2021):

Der Wassermacher läuft seit drei Monaten problemlos, wir lassen ihn in der Regel 1-1,5 Stunden laufen. Die Lautstärke des Kärcher ist ok, wobei wir uns meistens nach Draußen setzen, wo es am leisesten ist. Bei einem Druck von 55 bar liegt die produzierte Wassermenge bei ca. 1,8l/min, wobei wir die ersten 20l zum Rückspülen des Systems in einem Kanister füllen.

Beim Segeln ist uns aufgefallen, dass der Einlass neben dem Kiel gelegentlich etwas Luft zieht. Das passiert immer dann, wenn der Steuerbord Rumpf am Wind vorne aus der Welle austaucht oder wir zu schnell segeln (6kn+). Wir überlegen, entweder einen automatischen Entlüfter vor der Filterinheit zu installieren oder aber zukünftig auf das Produzieren von Wasser bei genannten Bedingungen zu verzichten.

Fazit nach anderthalb Jahren Betrieb (03/2023):

Zwei Kärcher K2 sind inzwischen kaputt gegangen: sie funktionieren zwar noch, erreichen den benötigten Druck aber nicht mehr. Bemerkbar hat es sich jeweils zunächst mit Druckschwankungen von 5-6 bar gemacht, später kamen noch spontane Aussetzer hinzu (der Kärcher ging einfach aus). Den ersten Ersatz-Kärcher haben wir noch recht problemlos in Portugal kaufen können, beim zweiten auf Sardinien wurde es schon schwierig. Ein befreundetes Boot konnte zum Glück aushelfen und hat uns seinen Deckwasch-Kärcher überlassen.

Für die Fahrt in die Karibik mochten wir dann aber nicht mehr so recht auf den Kärcher vertrauen, weshalb wir auf eine Industriepumpe von CATpumps (2SFQ35SEEL) umgestiegen sind, welche nun im Steuerbord Maschinenraum steht. Ergänzt wird diese um eine neue Vorpumpe, da die vorhandene nicht ausreichend Förderleistung für die neue Hochdruckpumpe hat. Sämtliche Schläuche und Anschlüsse konnten wir unverändert liegen lassen, lediglich die Elektrik haben wir ein wenig angepasst (u.a. gibt es einen neuen Motorschutzschalter für die HD-Pumpe, dafür ist wiederum der Poti entfallen).

Mit der neuen Pumpe machen wir ca. 150l/h, der Verbrauch liegt bei 190A inkl. Vorpumpe. Der Anlaufstrom ist für den 3000W Inverter kein Problem.

3 Gedanken zu “Kärcher DIY Wassermacher”

  1. Ich hatte nach dem 3. K1 Kärcher (mehr durch Zufall) einen kompetenten Kärcher-Mitarbeiter am Telefon. Bis K3 sind die Geräte NICHT für den Dauereinsatz konzipiert. Ab K4 PowerControl kann man damit rechnen, dass er auch stundenlang laufen darf.
    Seit 6 qm fahre ich nun ohne Probleme einen K4.
    Schlimm: Kärcher hat mehrere Anschluss-Systeme. Und Adapter. Und im Zweifelsfall kauft man – in Eurem Fall – einen K2 als Ersatz und stellt dann, wenn man ihn braucht, fest, dass die Anschlüsse anders sind.
    Falls Ihr so was macht: Checkt den Ersatz-Kärcher, ob er die gleichen Anschlüsse hat!

    1. Moin! Wir sind mittlerweile nach unserem 2. kaputten Kärcher auf eine Industriepumpe umgestiegen, habe den Text oben um ein zweites Fazit ergänzt 😉 unsere Kärcher waren allesamt K2 und hatten zum Glück die gleichen Anschlüsse… Das mit dem Dauerbetrieb ist interessant, ich hätte erwartet, dass auch die „kleineren“ Modelle ohne Probleme eine Stunde durchlaufen können. Beste Grüße von Barbuda!

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