Buchtenbummeln auf Sardinien

Die Costa Smeralda im Norden Sardiniens bietet nicht nur türkises Wasser und wunderschöne Buchten, sondern auch unendlich viele Ankerplätze – nur leider haben wir nicht ebenso viel Zeit, da wir drei von Annes Schwestern zu Besuch erwarten und sie in Olbia an der Ostküste vom Flughafen abholen möchten. Dementsprechend fahren wir bei schönstem Segelwind entlang der Inseln des Maddalena Archipels nach Osten und heben uns die Buchten für den Rückweg auf. Es weht ein schöner und in seiner Stärke beständiger Wind, lediglich die Windrichtung variiert um 360°. Jede der kleinen Inseln lenkt den Wind anders ab und die zerklüftete Landschaft tut ihr übriges – mal segeln wir hoch am Wind, dann wieder geht es raumschots weiter. Auch wenn durch die ständigen Winddreher und den dichten Verkehr hohe Konzentration und ständiges Ausguckgehen erforderlich ist, ist es ein herrliches Segeln durch eine tolle Landschaft!

Der Fährhafen Olbia an der Ostküste Sardiniens ist das komplette Gegenteil der wilden Buchten der Costa Smeralda. Allein während unserer Ansteuerung des Hafens passieren uns drei große Autofähren, die Sardinien mit dem Festland verbinden.

Das Anlegemanöver im Stadthafen von Olbia ist ungewohnt. Wir waren über Monate nicht mehr in einem Hafen und außerdem handelt es sich beim Sportbootanleger auch noch um den alten Fährterminal mit entsprechend hohen Mauern und riesigen Pollern, die weit voneinander entfernt stehen. Für Sportboote kein ganz leichtes Unterfangen, aber mit entsprechend langen Leinen und ausreichend Fendern sind wir dann mithilfe von Mitseglern zügig vertäut. Wir freuen uns, ausnahmsweise mal total unkompliziert und mit nur einem Schritt an Land zu sein – dafür muss das Baden leider ausfallen, das Hafenwasser ist nicht sehr einladend.

Eine Busfahrt zum Flughafen und zurück später sind wir zu fünft an Bord und verbringen einen entspannten ersten Abend zusammen. Am nächsten Vormittag wird in Olbia noch groß proviantiert und dann geht’s auch schon wieder durch die schmale Hafeneinfahrt und in die nächste Ankerbucht, um endlich wieder baden zu können! Vom Baden ist der Schritt zum Schnorcheln nicht weit und schon sind wir an den Felsen unterwegs, Fische gucken. Leider gibt es nicht nur Fische, sondern auch Seeigel… Gut, dass ausreichend Verbandmaterial an Bord ist!

Am nächsten Tag geht es weiter in den Golfo Aranci, wo wir eine schöne Wanderung entlang der rauen und in einigen Teilen doch überraschend grünen Küste machen. Bucht für Bucht hangeln wir uns in den nächsten Tagen nach Westen, immer wieder unterbrochen von kleinen Wanderungen und Schnorchelausflügen. Blauwassersegeln vom Feinsten! Unser westlichstes Ziel erreichen wir kurz hinter dem Capo Testa, wo wir am Strand von Rena Majore auf feinstem Sand vor Anker gehen. Das Wasser ist wunderbar klar und türkis, perfekt zum Baden, was wir auch ausgiebig machen!

Herrscht am nächsten Morgen noch absolute Windstille, soll es zum Nachmittag hin von Westen aus auffrischen. Wir verholen uns nur wenige Meilen und gehen im Schutz der kleinen Halbinsel am Capo Testa wieder vor Anker. Hier liegen wir nicht nur geschützt, auch das Örtchen Santa Teresa ist fußläufig erreichbar. Abends machen wir uns dann landfein und marschieren los in Richtung Pizzeria. Zufrieden und satt schlendern wir anschließend noch ein wenig durch die trotz der späten Stunde belebten Fußgängerzone.

Bevor wir durch die Straße von Bonifacio nach Korsika übersetzen, gehen wir noch auf große Entdeckungstour am Capo Testa. Hoch oben auf der kleinen Halbinsel thront ein süßer Leuchtturm, rundherum ist die Landschaft übersät von großen und kleinen Steinen, Felsformationen und Geröll.  Bis zum Leuchtturm gibt es einen Weg, danach geht es noch ein Stück über Trampelpfade weiter, bevor wir uns unseren Weg selber suchen müssen. Es macht so richtig Spaß, über die Steine zu kraxeln, wir fühlen uns wie auf einem Abenteuerspielplatz für Erwachsene!

Kaum haben wir Sardinien hinter uns gelassen, sind schon von weitem die steil aufragenden Klippen von Bonifacio im Dunst zu sehen. Die Stadt selber thront hoch oben über dem Meer, die Häuser stehen direkt am Abgrund. Eine in den Stein gehauene Treppe führt bis zum Wasser hinunter. Der Hafen von Bonifacio liegt, von See kommend, auf der Rückseite der Stadt: zwischen den Klippen führt ein kleiner Fjord etwa 1,5km in das Landesinnere. An die Hafenpromenade schmiegen sich alte Häuser, eine steile Treppe führt zur oben auf der Klippe gelegenen Altstadt. Die Stimmung ist entspannt und wir genießen unsere kleine Hafenrundfahrt auf der KISS, bevor wir wieder aus Bonifacio herausfahren und einige Seemeilen entfernt vor Anker gehen. Den Stadtbummel wollen wir am nächsten Tag zu Fuß vom Ankerplatz aus machen, ein Liegeplatz im Hafen ist nur schwierig zu bekommen und obendrein teuer.

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und machen uns auf den Weg nach Bonifacio. Hoch oben über dem Wasser führt der Weg entlang der steilen Klippen auf Bonifacio zu. Der Ausblick, sowohl nach unten als auch in Richtung der Stadt, ist spektakulär. Wir genießen die Wanderung und bleiben immer wieder stehen, um die Aussicht zu genießen. In Bonifacio angekommen, geht es dann noch eine steile Treppe hinauf, durch das alte Stadttor hindurch und schon stehen wir mitten im Getümmel der Altstadt. Die Gassen sind eng, die Häuser alt, schmal und hoch und es wimmelt vor Menschen. Wir setzen uns erst einmal in ein kleines Café und genießen französische Croissants zum Kaffee, bevor wir durch die hübsche Altstadt schlendern.

Mit dem einsetzenden Nordwind fahren wir nach nur zwei Tagen auf Korsika wieder zurück nach Sardinien, um hier noch ein wenig durch die wunderschönen Buchten zu bummeln und das italienische Dolce Vita zu genießen. Wir essen Pizza und Eis in Palau und schlendern durch Maddalena und Cannigione. Auf der Insel Santo Stefano erkunden wir einen verlassenen Steinbruch, in dem sogar noch eine nicht fertiggestellte Statue steht und ein altes Fort aus dem 19. Jahrhundert, bevor Annes Schwestern wieder den Heimflug antreten.

2 Gedanken zu “Buchtenbummeln auf Sardinien”

  1. Liebe Anne, lieber Philip,
    wenn Ihr schon auf Sardinien seid: Unbedingt auch nach Alghero, „schönste Stadt Italiens“. Hier insbesondere die Azuleijo Vielfalt, uralte maurische Tradition.
    Gute Reise weiterhin

    Thomas

    1. Moin Thomas!
      In Alghero waren wir auch, eine wunderschöne Altstadt! Die Fliesen sind uns so nicht direkt aufgefallen, dafür waren wir aber in Lissabon im Fliesenmuseum, welches absolut einen Besuch lohnt, wenn man in der Stadt ist… eine tolle und informative Austellung mit vielen Exponaten 🙂
      Liebe Grüße aus Gibraltar,
      Anne & Philipp

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