Menorca – die „Kleinere“

Vergleicht man Menorca mit Mallorca, fällt zunächst einmal die Größe ins Auge. Und tatsächlich scheint auf Menorca alles auch etwas kleiner zu sein: die Berge im Landesinnern, die Klippen an der Küste, die Städtchen Cuitadella im Westen und Maó im Osten der Insel und die Distanzen zwischen den Ankerplätzen.

Nur 60 Seemeilen trennen die beiden Schwesterinseln, bei guter Sicht kann man sogar die Silhouette am Horizont sehen. Wir starten früh am Morgen in Alcudia und motoren in den Sonnenaufgang hinein. Der angekündigte Wind lässt in bester Mittelmeer-Manier mal wieder auf sich warten. Erst gegen Mittag setzt ein thermischer Wind ein, der uns dann aber auch mit wunderschönem Segeln belohnt!

Wir laufen als erste die Cala son Saura im Südwesten Menorcas an – die Bucht bietet auf türkisem Wasser Platz für viele Boote und ist daher ein beliebter Anlaufpunkt nach der Querung von Mallorca. Die Küste neben der Bucht besteht aus nur wenigen Metern hohen Klippen und ist kahl. Dahinter erstreckt sich lichter Pinienwald und eine Dünenlandschaft – perfekt für einen kleinen Spaziergang am Vormittag.

Da wir uns gerne das Städtchen Cuitadella mit seinem Naturhafen und seiner verwinkelten Altstadt ansehen möchten, verlegen wir die KISS in die Cala Santandria, etwas südlich von Cuitadella; von hier aus erreicht man die Altstadt innerhalb von 10 Minuten mit dem Bus. Die Cala schneidet schmal und weit in das Landesinnere und wird gesäumt von 2-3m hohen Felswänden. Wir liegen vor Anker und Landleine, welche wir mit dem SUP-Board ausbringen und beschließen spontan, uns direkt eine SUP-Board Seilfähre an Land zu bauen. Typische Gedanken zweier segelnder Ingenieure 😊

So beginnt unser Ausflug nach Cuitadella anschließend mit unserer SUP-Board Seilfähre, bevor wir etwas konventioneller in den Linienbus steigen. Cuitadella gefällt uns auf Anhieb: die Altstadt ist wunderbar verwinkelt (sie wurde zur besseren Verteidigung bzw. Desorientierung der Angreifer so gebaut), ist hübsch hergerichtet mit gepflegten Häusern, schönen Boutiquen, Kunstläden, kleinen Restaurants und Cafés und strahlt mit ihrem Hafen einfach Charme aus. Wir genießen die Stadt in vollen Zügen, essen Ensaïmadas im Café (traditionelles mallorquinisches Gebäck), lassen und treiben und schließen den Abend mit einer superleckeren Pizza in einem der vielen Altstadt-Restaurants ab.

Am nächsten Tag umrunden wir die Nordwestspitze Menorcas und gehen in der Cala Algaierens vor Anker. Die Bucht ist wild und superschön, es gibt (und das macht vermutlich einen Großteil ihres Reizes aus) keinerlei Bebauung, die Anfahrt von Land aus langwierig. Über Tag gibt es zwar Badegäste am Strand, insgesamt bleibt die Bucht aber eher den Seglern überlassen. Aus der geplanten Nacht werden so auch fix zwei, es gefällt uns einfach zu gut.

Hinter dem Strand der Cala Algaierens öffnet sich zu unserer Überraschung ein weites, liebliches Tal mit Feldern und Wiesen. Ein Stückchen Dänemark im Mittelmeer, wäre da nicht die Schildkröte, die uns bei unserem Spaziergang auf einem der Feldwege begegnet. Auch die Schnecken, welche zu hunderten abgestorbene Pflanzen bevölkern, haben wir so noch nicht gesehen und staunen nicht schlecht über die schiere Menge an Schnecken und ihre vertikale Lebensweise.

Bei einem Abstecher zu Fuß in die Nachbarbucht finden wir alte Fischerhütten aus den 30er Jahren, welche wohl schon länger aufgegeben sind. Sie schmiegen sich an die Uferböschung und werden von einem riesigen Anleger inkl. Slipbahn aus Beton begleitet. Der Anleger sieht aus, als hätte hier jemand einst große Pläne gehabt und passt nicht so ganz in die gesamte Umgebung.

Da wir uns noch mit einigen frischen Lebensmitteln versorgen möchten, laufen wir die Cala S`Arenal en Castell an. Die Cala bietet zwar auch türkises Wasser, ist aber ansonsten mit ihrer Hotelbebauung das komplette Gegenteil zur vorherigen Ankerbucht. Da wir noch einen Tag warten müssen, bevor der Wind uns in Richtung Sardinien bläst, lassen wir die KISS am nächsten Tag alleine vor Anker zurück und fahren mit dem Bus in die Inselhauptstadt Maó. Das Städtchen ist, wie Cuitadella auch, hübsch und adrett, wirkt aber etwas praktischer. Letzteres liegt vermutlich an ihrer Funktion als administratives Zentrum der Insel. Wir schlendern ein wenig durch die Altstadt, genießen das Hafenpanorama (Maó hat einen wirklich ausgezeichnet geschützten Naturhafen!) und erledigen noch einige Besorgungen, bevor wir zurück an Bord fahren.

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