St. Vincent und die Grenadinen

St. Vincent und die Grenadinen ist eine Inselgruppe im Süden der Karibik. Sie besteht aus der Hauptinsel St. Vincent sowie den 32 nördlichen Inseln der Grenadinen (der südliche Teil gehört zu Grenada). Die Inseln sind unter Seglern berühmt für die Tobago Cays, einer karibischen Postkartenidylle mit türkisem Wasser und einem hufeisenförmigen Riff, bieten aber darüber hinaus zahlreiche tolle Ankerbuchten, ursprüngliche Dörfer und eine unglaublich grüne und Dschungel-artige Landschaft.

Chateaubelair, ein Dorf im Norden der Hauptinsel St. Vincent, ist unser erster Anlaufpunkt. Der Name klingt vielversprechend, da wir aber im Dunkeln ankommen, muss der erste Blick auf St. Vincent bis zum Morgen warten. Im ersten Tageslicht krabbeln wir schließlich am nächsten Morgen aus der Koje und finden uns vor einer grünen Wand aus Palmenbäumen wieder, ein richtiger kleiner Dschungel. Die Häuser von Chateaubelair schmiegen sich keine 500m entfernt in den Hang: der Ort ist winzig, Haupttreffpunkt scheint die kleine Betonpier direkt neben dem Strand zu sein. Hier sitzen die Einheimischen im Schatten der Palmenbäume und angeln. Die Polizeistation, bei der man früher einklarieren konnte und die wir als erstes aufsuchen, ist nicht mehr für das Stempeln der Pässe bei Einreise zuständig, wir werden vom freundlichen Polizisten in das nahegelegene Wallilabou geschickt.

Entlang der schroff-grünen Küste fahren wir also einige Meilen nach Süden und werden in Wallilabou von gusseisernen Kanonen begrüßt: die Bucht ist besser bekannt als Port Royal aus Fluch der Karibik 1. Die Filmkulissen sind leider nicht im besten Zustand und so klarieren wir nur kurz ein und verholen uns dann für die Nacht in die deutlich kleinere und ursprünglichere Nachbarbucht. Von hier aus wandern wir am nächsten Tag ein wenig über den Leeward Highway in den nächsten Ort: der Highway ist, anders als der Name vermuten lässt, eine einspurige Landstraße und die Hauptverbindung der Dörfer auf der Westseite der Insel nach Kingstown, der Hauptstadt im Süden St. Vincents.

Auch Cumberland Bay ist klein und ursprünglich, der Anker fällt hier auf 15m Wassertiefe, mit einer Heckleine macht man an den Palmen fest. Es gibt ein paar Hütten, sehr freundliche Einheimische, die uns Obst vom Kanu aus verkaufen und ein kleines Restaurant, wo wir den Abend verbringen.

Bevor wir St. Vincent in Richtung Bequia verlassen, machen wir noch einen weiteren Stopp in Petit Byahaute, einer traumhaft kleinen und abgelegenen Bucht, die wir ganz für uns alleine haben. Der winzige Strand ist nur vom Wasser aus zugänglich, dahinter beginnt ein undurchdringliches Urwaldgestrüpp.

Die Überfahrt von St. Vincent nach Bequia verläuft entspannt. Wir freuen uns über die kurze Distanz von wenigen Seemeilen und laufen schon bald in die große Ankerbucht von Port Elizabeth ein – hier liegen sicherlich 100+ Segelboote vor Anker. Ein wirklich großer Kontrast zu den kleinen und abgeschiedenen Ankerbuchten der letzten Tage. Port Elizabeth ist ein knuffiger kleiner Ort mit bunten Häusern, wie sie auf St. Vincent und den Grenadinen typisch sind, einigen Obst- und Gemüseständen („richtige“ Supermärkte gibt es außerhalb der Hauptstadt Kingstown nicht) und einer entspannt-lässigen Stimmung.

Uns gefällt Bequia sehr gut und so bleiben wir zwei Tage, gehen auf der Insel spazieren, genießen unseren ersten Rumpunch in der Traditionsbar Frangipani und kaufen mit Bastkörben im Tante-Emma-Laden bei Doris ein, welcher ein überraschend gutes (aber auch teures) Sortiment hat.

Zur nächsten Insel, Canouan, ist es nicht weit, sie liegt in Sichtweite von Bequia. Der Anker fällt vor dem kleinen und wenig touristischen Dorf auf türkisem Wasser. Herrlich! Viel zu sehen gibt es im Ort nicht, dafür ist das Riff auf der Ostseite der Insel umso schöner: das Wasser leuchtet in einem wunderschönen und intensiven Türkis, hinter der Riffkante wird es schlagartig dunkelblau. Den langgezogenen, weißen Sandstrand haben wir ganz für uns alleine, es gibt weder Hotels, Bars noch andere Segler oder Touristen.

Die Saltwhistle Bay im Norden Mayreaus, der nächsten Insel, ist Postkartenidylle pur – wenn man so wie wir Glück hat und in der ersten Reihe liegt. Die unzähligen Boote hinter einem lassen sich hervorragend ausblenden, wenn man sich nach vorne ins Netz setzt und den Ausblick genießt: eine schmale Landzunge aus Sand und Palmen trennt den Ankerplatz vom atlantischen Ozean, im Hintergrund sieht man die Hügel von Canouan. So haben wir uns die Karibik vorgestellt!

Nach zwei entspannten Tagen in der Saltwhistle Bay geht es weiter in den Süden von Mayreau, der Anker fällt vor dem Dorf in einer langgezogenen Bucht. Am Strand gibt es ganz hervorragenden Pina Colada (so richtig mit frischer Kokosmilch), aber ansonsten wenig zu sehen. Da am Horizont schon die Berge von Union Island locken, fahren wir zügig weiter nach Ashton, einem der zwei Orte auf Union.

Union Island ist ein kleines Paradies für Kitesurfer: in Clifton, dem Hauptort, kann man hinter einem Riff kiten, in Ashton direkt vom Boot aus in einer sehr geräumigen Bucht. Geankert wird im Schutz von Frigate Island, einer kleinen Insel, welche über Hängebrücken mit Union verbunden ist. Zwischen Union und Frigate sollte einst eine große Marina mit Platz für 300 Boote entstehen; außer den Spundwänden ist von den ambitionierten Plänen nicht viel übrig geblieben.

Wir verbringen fast eine Woche auf Union, gehen Kitesurfen und probieren uns im Wingfoilen. Bevor wir weiter nach Palm Island, einer privaten Hotelinsel, und von dort in die Tobago Cays fahren, proviantieren wir in Clifton. Der Ort ist bunt und wuselig, es gibt unzählige Obst- und Gemüsestände. Der mit Abstand beste Stand gehört Momo, sie macht uns faire Preise, hat eine gute Auswahl und ist überaus hilfsbereit, wenn es um die Organisation weiterer Dinge wie Benzin geht.

Mit Zwischenstopp auf Palm Island, wobei hier nur der Strand betreten werden darf, fahren wir von Union Island aus in die Tobago Cays, einem der absoluten Highlights auf unserer bisherigen Reise. Die Cays bestehen aus mehreren kleinen Inseln hinter einem hufeisenförmigen Riff, das Wasser ist von einem unglaublich leuchtenden türkis und dutzende Schildkröten schwimmen im Wasser um einen herum. Sogar schnorcheln ist mit ihnen möglich, man darf sich nur nicht allzu abrupt bewegen oder aktiv auf sie zuschwimmen.

Die Tobao Cays sind ein kleines Paradies, wir verbringen einige entspannte Tage mit Schnorcheln und schwimmen, gehen Kitesurfen und Wingfoilen und erkunden die kleinen Inseln. Auf einer von ihnen, Petit Tabac, wurde Fluch der Karibik gedreht – das versteckte Rumlager der Schmuggler konnten wir leider nicht finden.

Die Zeit vergeht wie im Flug und bald heißt es schon, Anker auf, um den Rückweg nach Norden anzutreten. Unser Besuch, der mit an Bord ist, fliegt ab Martinique zurück und vorher möchten wir noch einmal in Ashton Kitesurfen gehen. Vorher stoppen wir aber erneut in Clifton, proviantieren beim Obst- und Gemüsestand von Momo und kehren abends in die Happy Island Bar ein, einer kleinen Insel, welche vollständig von einer Bar eingenommen wird und nur mit dem Dinghi erreichbar ist. Von Ashton aus geht es dann schweren Herzens nach Norden – uns haben St. Vincent und die Grenadinen richtig gut gefallen. Wir werden sicherlich noch einmal wiederkommen!

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