Die Islas Atlánticas de Galicia

Ausgehend vom Ría de Arousa möchten wir den Nationalpark Islas Atlánticas de Galicia mit den Inseln Sálvora, Ons und Cíes besuchen. Hierfür benötigt man eine Befahrenserlaubnis sowie jeweils eine separate Ankergenehmigung je Tag. Beides lässt sich recht problemlos online beantragen, für die generelle Befahrenserlaubnis werden einfach Kopien der Schiffspapiere und Ausweise eingereicht. Sie ist ein Jahr lang gültig. Die Ankergenehmigung wird je Tag und Insel ausgestellt und soll verhindern, dass zu viele Boote gleichzeitig im Nationalpark vor Anker liegen.

Von der Isla de Arousa aus segeln wir mit kurzem Zwischenstopp in Cambados, ein sehr schöner Ort mit wirklich gut erhaltener Altstadt und Heimat des hiesigen Weißweins Albariño, zur Isla Sálvora. Die Ankerbucht ist klein und ungeschützt, wir sind das einzige Boot vor Anker. Auch die Insel ist klein, der einzige für Touristen begehbare Weg führt in nur 2km zum Leuchtturm. Diese beiden Kilometer sind dafür aber umso schöner, die Insel ist rau und kaum bewachsen, am Leuchtturm hat man einen herrlichen Ausblick auf den Atlantik und die, sich an der Insel brechenden, Wellen.

Später am Abend, es ist schon so gegen 21 Uhr, bekommen wir dann überraschenderweise Besuch am Boot – der Zoll fährt mit einem 15m Schnellboot vor, bringt Fender aus und kommt näher. Wir haben gerade angefangen unsere leckeren Hamburger zu essen… Zu unserer Erleichterung kommt das Boot nicht längsseits, sondern sind die Fender nur zur Sicherheit ausgebracht. Nach einer sehr freundlichen Begrüßung wird ein langer Kescher rübergereicht, in den wir unsere Papiere legen. 30 min später, das Zollboot ist währenddessen immer im Kreis um uns gefahren, werden unsere Papiere sowie ein offizieller und unterschriebener Durchschlag mit dem Kescher zurückgereicht. Scheint alles zur Zufriedenheit gewesen zu sein! Nur unsere Burger waren in dem ganzen hin und her kalt und matschig geworden. Naja, besser so, als eine komplette Durchsuchung des Bootes.

Nach einer recht unruhigen und schaukeligen Nacht, segeln wir unter Gennaker weiter nach Süden in den Ría de Pontevedra. Dem Ría vorgelagert ist die nächste Insel des Nationalparks, die Isla Ons. Da der Ankerplatz vor der Isla Ons für die kommende Nacht jedoch ungemütlich zu werden verspricht, angesagt sind Böen bis 7 Bft. ohne schützende Landabdeckung, verbringen wir die Nacht vor dem kleinen Örtchen Combarro im Ría. Die Altstadt von Combarro besticht durch ihre kleinen Gassen und die Vielzahl an intakten, historischen Lebensmittelspeichern, welche man ansonsten nur vereinzelt sieht. Diese steinernen Häuschen sind meistens hübsch dekoriert und stehen auf ebenfalls steinernen Stelzen, um den Inhalt gegen Fäulnis und Wasser zu schützen. In die Wände sind Schlitze eingearbeitet, um für eine gute Belüftung zu sorgen.  

Nach einer stürmischen, aber ruhigen Nacht setzt am nächsten Tag ein entspannter Segelwind. Die Sonne scheint, wir segeln gemütlich aus dem Ría raus und später an der Kreuz zur Isla Ons. Auf halber Strecke zwischen der Insel und dem Festland verlieren wir etwas Höhe aufgrund einer internationalen Regatta. Das Regattafeld bewegt sich gerade raumschots auf die Leetonne zu, wir würden etwas im Luv der Tonne durchgehen – und das ungefähr zeitgleich mit den Regattabooten. Im Tausch für die verlorene Höhe erhalten wir Plätze in der ersten Reihe, als die Regattaboote eins nach dem anderen ihre Vorwindsegel bergen und die Leetonne passieren. Spannend!

Gegen Mittag packt der Anker im Norden der Isla Ons vor einem kleinen, traumhaften Sandstrand. Nachdem wir den Ausblick bei einem Kaffee genossen haben, setzen wir uns in unser Dinghi und fahren zur etwa eine Seemeile südlich gelegenen Mole, um an Land zu gehen. Die Mole ist aus rauem Stein, regelmäßig legen kleine Fähren an und ab – unser Dinghi ziehen wir lieber an den kleinen Strand direkt daneben. Unsere anschließende Wanderung führt uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft in den Süden der Insel zum Burato do Inferno. Obwohl nur 3-4 Bft. Wind auf die Küste stehen, geht es am Burato do Inferno rau zu, die Wellen brechen sich an den Felsen, Gischt spritzt hoch. Wir fragen uns, wie es hier wohl bei Sturm kocht und brodelt?

Unser Ausflug zum Leuchtturm im Norden der Insel am nächsten Tag ist im Vergleich zum Vortag eher mäßig spektakulär, nichtsdestotrotz gefällt uns die Insel mit ihrer abwechslungsreichen Landschaft aus kleinen, landwirtschaftlich genutzten Feldern, Kiefern- und Eukalyptuswald, kargem Gestrüpp und rauen Felsen sehr gut!

Wir freuen uns schon auf die Isla Cíes, aber leider steht das Wochenende vor der Tür. Die Anzahl der Ankerplätze im Nationalpark sind limitiert und wir waren zu spät dran mit der Buchung. An den Wochenenden nicht ungewöhnlich, wie uns andere Segler berichten. Macht aber nichts, schließlich ist das Wetter gut und haben wir es nicht eilig! Nach etwas Boatwork am Vormittag segeln wir nach dem Mittagessen unter Genua in den Ría de Vigo und ankern in einer langgezogenen Bucht mit einem wunderschönen Sandstrand. Bis zur Isla Cíes sind es von hier nur drei Seemeilen. Die Bucht ist riesig und der Strand lang, gefühlt könnten hier mindestens 100 Boote wunderbar geschützt ankern. Statt der 100 Boote liegen am Abend vielleicht ein Dutzend Boote vor Anker, dafür ist es am Strand umso voller.

Einen Ort mit Supermarkt gibt es in unserer schönen Ankerbucht nicht, unsere frischen Vorräte neigen sich aber nach drei Tagen auf der Isla Ons dem Ende zu, weitere drei Tage auf der Isla Cíes wären kulinarisch recht eintönig. Mit dem Dinghi würden wir 20 Minuten bis zum nächsten Supermarkt fahren, die Alternative sind 40 Minuten Fußmarsch durch den Wald. Wir entscheiden uns für letzteres, setzen uns leere Wanderrucksäcke auf und laufen los. Der Weg durch den Wald ist mitunter abenteuerlich und kaum mehr als ein Trampelpfad im Unterholz. Im Ort angekommen führt unser Trampelpfad an diversen Gärten und der ein oder anderen Ruine vorbei, bevor wir eine Straße erreichen. Die Straße endet dann aber auch früher als erwartet weiter geht’s über Schotterpisten und durch Hinterhöfe. Wie hier wohl die Autos herkommen?

Am Supermarkt gönnen wir uns zur Abkühlung noch ein Eis, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Die Sonne wärmt schon ganz gut… 40 Minuten später stehen wir wieder am Strand, uns ist warm. Zur Abkühlung werden die Rucksäcke in das Dinghi gestaut und nehmen wir die letzte Etappe unseres Einkaufsbummels schwimmend in Angriff, das Dinghi ziehen wir an einer Leine hinter uns her. Als dann endlich alles verstaut ist sind wir uns einig: ein gekühltes Getränk haben wir uns redlich verdient!

Die Überfahrt nach Cíes am Montagmorgen verläuft entspannt, drei Seemeilen sind ja auch eher „um die Ecke“. Zum Supermarkt war es auf jeden Fall weiter! Der Ankerplatz ist unruhig, es steht Schwell in die kaum geschützte Bucht. Abends soll es auffrischen, wir überlegen, für die Nacht gegebenenfalls die drei Meilen zurück in den Ría zu segeln.

Mit ordentlich gesteckter Ankerkette geht es aber erst einmal an Land. Der Strand, vor dem wir ankern, soll zu den schönsten der Welt zählen, so schreibt es der Guardian. Und schön ist er, der Sand ist fein und weiß, das Wasser schon fast türkis, hinter dem Strand liegt eine Salzwasserlagune. Die Lagune wird zum Atlantik hin von Felsen und einem künstlichen Damm geschützt, welcher wiederum zusammen mit dem Strand die Verbindung zwischen der nördlichen und der südlichen Insel bildet.

Am Strand angelandet laufen wir nach Norden, um den Alto do Príncipe auf der Illa de Monteagudo zu besteigen. Der 120m hohe Aussichtspunkt bietet einen grandiosen Blick auf den Strand, die Lagune und die südliche Insel, der Illa do Faro. Nach Westen brechen sich die Wellen des Atlantiks an der Steilküste, im Hintergrund erhebt sich die Illa de San Martiño, die ebenfalls zu den Islas Cíes gehört. Wir haben unseren Lieblingsort in Galizien gefunden!

Vom Alto do Príncipe geht es weiter nach Norden, durch Eukalyptuswald, die Küste immer in Sichtweite, zum Faro do Peito, einem der drei Leuchttürme auf den Islas Cíes. Ein Blick auf die Seekarte zeigt, dass die drei Leuchttürme durchaus sinnig sind, ganz einfach ist die Navigation hier insbesondere bei Nacht nicht! Die Anzahl eingezeichneter Wracks unterstreicht dies nur. Gut, dass es mittlerweile GPS gibt…

Zurück an Bord hat es tatsächlich aufgefrischt, der Ankerplatz ist eher noch unruhiger geworden. Wir binden, noch vor Anker, das erste Reff in das Großsegel ein und setzen anschließend Kurs auf unsere geschützte Bucht am Festland. Mit über 7kn Fahrt rauschen wir hoch am Wind in den Ría de Vigo, allein schon für dieses herrliche Segeln lohnt sich die Rückfahrt! Im Ría kreuzen wir dann mit der Abendsonne in den Segeln bis zum Ankerplatz auf, Anker und Großsegel fallen quasi gleichzeitig, wir haben ein dickes Grinsen im Gesicht.

Die Nacht verläuft erwartungsgemäß ruhig und nach dem Frühstück geht’s die drei Seemeilen zurück nach Cíes. Diesmal wollen wir auch die Nacht dort verbringen. Vorher aber wandern wir zum Faro de Cíes, dem oberen der beide Leuchttürme auf der südlichen Insel, die aufgrund ihrer beiden Leuchttürme wohl auch zu Recht Illa do Faro heißt. Wie auch am ersten Tag verläuft der Wanderweg durch Eukalyptuswald, die Sonne scheint, die Luft riecht würzig. Es geht konstant bergan, kein Wunder, der Leuchtturm befindet sich in 180m Höhe. Und dann lichtet sich der Wald und gibt den Blick frei auf den weiteren Weg: mit zehn Haarnadelkurven windet sich ein Serpentinenweg die letzten Höhenmeter steil nach oben zum Leuchtturm. Wir gucken uns kurz überrascht an, hiermit haben wir nicht gerechnet. Aber gut, auf geht’s!

Oben angekommen entschädigt der Ausblick wieder einmal für die Mühen des Aufstiegs: unten am Wasser können wir den dritten Leuchtturm, den Faro da Porta, erkennen, dahinter die Illa de San Martiño. Nach Norden und Westen geht der Blick über die steil abfallende Küste hinter zu den brechenden Atlantikwellen und zur Illa de Monteagudo, der nördlichen Insel. Vom Strand und der Lagune ist hier oben nichts zu sehen, die beiden Inseln sehen aus wie eine.

Den Faro da Porta besuchen wir schließlich am dritten Tag, der Weg führt immer am Wasser lang. Nach den Höhenmetern der letzten beiden Tage sehr entspannt! Zurück an Bord sind wir uns einig: die Islas Cíes sind einfach toll! Leider reicht unsere Ankererlaubnis nur für drei Tage und so lichten wir am Nachmittag den Anker und segeln unter Gennaker bei schönstem Wetter nach Baiona. Das nennt man wohl Bilderbuchsegeln! Unterwegs backen wir sogar einen Kuchen, den wir noch warm zum Kaffee dazu genießen.

In Baiona, ganz im Süden Galiziens in der Nähe der portugiesischen Grenze, ankern wir geschützt in einer Bucht unterhalb der alten Festung, wir wollen hier auf guten Wind für die Überfahrt nach Porto warten. Baiona ist ein bei spanischen Touristen beliebter Ort – leider kommen wir wohl etwas zu spät in der Saison, die Bürgersteige scheinen schon hochgeklappt zu sein. Einzig touristisches Highlight: ein Spaziergang über den Wehrgang der Festung mit wunderschönen Ausblicken auf den Hafen und zu den Islas Cíes. Macht aber nichts, Boatwork liegt schließlich reichlich an und Diesel tanken müssen wir so langsam auch mal!

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