Going West – Sardinien bis Mallorca

Bevor wir von Sardinien aus in Richtung Westen aufbrechen können, müssen wir noch auf ein Paket warten, dessen Lieferung sich leider etwas verzögert hat. Da wir aber auf unser neues Wingfoil Equipment warten, machen wir das doch gerne! Und mit Kitesurfen, Schnorcheln und einem Ausflug nach Palau zum Pizza essen vergeht die Zeit ohnehin wie im Flug. Als die Zustellbestätigung auf unserem Handy aufploppt, leihen wir uns von einem bekannten Segler, der auf der Insel wohnt, das Auto und fahren nach Olbia an der Ostküste, unser neues Equipment abholen.

Da wir die Gelegenheit zu einem Großeinkauf mit dem Auto genutzt haben und es sich außerdem um eine Sammelbestellung mit einem befreundeten Boot handelt, haben wir unsere Mühe, die Pakete in das kleine Auto zu bekommen. Bis zur Oberkante beladen machen wir uns auf den Rückweg zum Ankerplatz und vom Parkplatz aus mit einem komplett voll beladenen Dinghi ganz langsam zurück zum Boot.

Wind für die gut 250 Seemeilen nach Menorca gibt es erst einmal nicht, also bleiben wir noch ein wenig in Porto Pollo, probieren zusammen mit befreundeten Booten das neue Equipment aus und erledigen noch einige Arbeiten am Boot. Und dann kündigt sich der nächste Mistral an, ein Wind, welcher aus dem Rhône Tal kommend nach Süden weht. Wir gehen ein letztes Mal Pizza essen und setzen uns dann vor den sich aufbauenden Mistral, um auf die Balearen zu segeln.

Die Fahrt von Sardinien nach Menorca beginnt mit voller Rauschefahrt, unter Parasailor fahren wir mit bis zu 8kn nach Westen und in die Nacht hinein. Es tut so gut, wieder unterwegs zu sein! Am nächsten Mittag wechseln wir vom Parasailor auf Vollzeug, gehen auf einen etwas südlicheren Kurs und machen weiterhin sehr gut Fahrt. Bisher sind wir ein Etmal (= zurückgelegte Strecke in 24h) von 150 Seemeilen gesegelt, das entspricht im Schnitt 6,3kn Fahrt.

Nach dem Mittagessen sitzen wir gerade entspannt mit einem Kaffee im Cockpit, als Philipp auffällt, dass das Steuerrad, welches eigentlich die Bewegungen vom Autopiloten mitmacht, sich nicht mehr bewegt. Die KISS segelt noch stets wunderbar auf Kurs, der Autopilot scheint also nicht ausgestiegen zu sein. Ein Blick hinter die Verkleidung am Steuerrad zeigt schnell, dass der Bowdenzug am Planetengetriebe gerissen ist. Damit ist unser Steuerrad nicht zu gebrauchen!

Auf See können wir allerdings recht wenig machen, einen Ersatz haben wir nicht an Bord und könnten ihn bei dem Seegang auch gar nicht so richtig einziehen. Da der Autopilot aber auch ohne Steuerrad funktioniert, klemmen wir die gebrochenen Reste des Bowdenzugs ab und segeln von nun an eben ohne Steuerrad weiter. Geht auch, fühlt sich nur etwas komisch an.

Am Abend geht die Aufregung direkt weiter, Philipps erster Thunfisch hat angebissen. Stattliche 80cm zieht er an Bord, den restlichen Abend verbringen wir mit filetieren und vakuumieren, bevor wir in unsere Wachroutine wechseln und Anne sich schlafen legt.

Am nächsten Mittag kommt dann nach über 250 Seemeilen Menorca in Sicht. Da unser Autopilot die KISS nicht rückwärts steuern kann (und man fährt den Anker ja nun einmal rückwärts ein), arretieren wir unsere Ruderblätter mithilfe der Notruderpinne mittig. Von jetzt an steuern wir die KISS nur noch mit den Maschinen, wie wir sonst auch Hafenmanöver fahren würden. Allerdings halten wir hierbei normalerweise einfach das Steuerrad fest, statt die massive Notruderpinne auf das Ruder aufzustecken. Irgendwie fühlt es sich dann auch falsch an, dass Steuerrad nicht einmal mehr festhalten zu müssen.

Ein Ankermanöver und anschließende kurze Onlinerecherche später haben wir einen Händler in Palma auf Mallorca ausfindig gemacht, der uns einen neuen Bowdenzug innerhalb von 48h bestellen kann. Die Zeit bräuchten wir eh, um nach Mallorca zu kommen, weshalb wir dann auch direkt telefonisch bestellen. Bis Mallorca wird der Autopilot komplett übernehmen und wir die Manöver mit Notruderpinne fahren. Hoffentlich steigt nicht ausgerechnet jetzt auch noch der Autopilot aus!

Entlang der Nordküste Menorcas fliegen wir am nächsten Tag nur so dahin, es weht ein wunderbar stetiger und ablandiger Wind, weshalb wir gar keine Welle haben. Segeln kann so schön sein! Für die Nacht gehen wir in der Cala des Algaiarens vor Anker, hier waren wir bereits auf der Hinfahrt für einige Tagen und fanden die Bucht damals sehr schön. Viel Zeit bleibt uns allerdings leider nicht, am nächsten Tag ist das vorerst letzte Windfenster, um weiter nach Mallorca segeln zu können.

Für die 40 Seemeilen von Menorca nach Mallorca brauchen wir bei schwachen Winden den ganzen Tag, wir segeln gemächlich mit 4-5kn dahin und genießen das schöne Wetter. Kurz vor Mallorca zieht am Horizont dann noch kurz eine bedrohlich wirkende Gewitterwolke auf, die aber auf ausreichend Abstand zu uns bleibt. Pünktlich zum Abendessen fällt der Anker vor Alcudia im Norden Mallorcas. Der Ort ist nicht übermäßig schön, aber sehr praktisch. Der Ankerplatz ist gut geschützt, es gibt Supermärkte und eine direkte Busverbindung nach Palma, wo wir unseren neuen Bowdenzug abholen möchten und wo am nächsten Tag spontan eine gute Freundin von uns landen wird, um mit uns segeln zu gehen.

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