Die Kanaren – letzter Stopp in Europa

La Graciosa ist eine karge Insel nördlich von Lanzarote, die nicht so recht zu ihrem Namen „die Anmutige“ passt. Die Insel ist sandig und steinig, es wachsen hier fast keine Pflanzen. Sie ist die kleinste der acht bewohnten kanarischen Inseln und hat gut 700 Bewohner. Der Ankerplatz im Lee der Insel ist unter Seglern beliebt, man liegt hier abseits der großen Touristenmassen in einer auf ihre Art wunderschönen, wilden Natur.

Wir machen uns zu Fuß auf, die Insel zu erkunden und klettern als erstes auf den Montaña Amarilla, welcher sich direkt neben dem Ankerplatz gut 170m hoch erhebt. Der Anstieg ist steil und der Pfad streckenweise mit Geröll übersät, es bläst ein ordentlicher Wind. Oben angekommen entlohnt einen aber der Ausblick über die Insel und hinüber nach Lanzarote!

Wir steigen auf der Rückseite des Bergs wieder hinab und queren einmal die Insel bis zum (einzigen) Ort Caleta del Sebo. Die Landschaft ähnelt einer Wüste, ist aber nichtsdestotrotz schon  beeindruckend. Im Ort angekommen genießen wir ein kaltes Getränk, bevor es über eine staubige Piste (asphaltierte Straßen gibt es auf der Insel nicht) zurück zum Ankerplatz geht.

Da uns nach der Überfahrt von Portugal so langsam frisches Obst und Gemüse ausgeht und die Versorgungslage auf La Graciosa auch eher mau ist, fahren wir nach zwei Tagen weiter nach Rubicon im Süden Lanzarotes. Die Backbord Maschine will erneut nicht anspringen, auch das Rütteln am Hauptschalter hilft dieses Mal nicht, und so fahren wir das Anker-auf-Manöver nur mit der Steuerbord Maschine. Auf Gran Canaria müssen wir das Thema dringend angehen, so nervt es nur!

Die Fahrt entlang der Nordwestküste Lanzarotes verläuft entspannt: die Atlantikdünung kommt sehr lang, das Wasser ist tiefblau, der Wind herrlich. Wir segeln unter Parasailor, in Sichtweite unsere Freunde auf der Ocean Jade, mit denen wir seit Gibraltar fast ununterbrochen gemeinsam unterwegs sind. In Rubicon warten weitere Freunde von uns mit ihrer Zora auf uns, wir haben uns den ganzen Sommer über nicht mehr gesehen und feiern am Abend ausgiebig unser Wiedersehen!

Auf Lanzarote bleiben wir nicht lange, der Wind für die 100 Seemeilen nach Gran Canaria ist günstig: hier wollen wir unsere KISS für die Atlantikquerung fertig machen und dann auch in Richtung Karibik abspringen. Die Fahrt nach Gran Canaria verläuft zügig, aber mit einer unangenehmen Querwelle auch etwas ruppig. Am frühen Morgen kommen wir im ersten Tageslicht an und gehen zunächst vor Anker, bevor wir in die Marina verholen.

Die nächsten zwei Wochen sind wir durchgängig beschäftigt: wir bauen die Hauptschalter für die Maschinen um und ersetzen sie durch wesentlich stabilere, große Drehschalter. Außerdem bauen wir unsere neue Hochdruckpumpe für den Wassermacher ein und treffen viele alte und neue Bekannte. Die Stimmung im Hafen ist ganz besonders, alle sind voller Vorfreude auf die kommende Abfahrt, aber auch beschäftigt mit letzten Reparaturen und Einkäufen. Abends treffen wir uns häufiger mit anderen Booten, gehen Essen oder genießen ein Getränk an Bord. So richtig Zeit, um uns Gran Canaria anzugucken, bleibt da nicht. Da wir die Insel aber von einem früheren Urlaub schon kennen, ist das nicht weiter schlimm für uns.

Und dann öffnet sich das nächste Windfenster für den Absprung über den Atlantik, die Spannung im Hafen unter den Seglern steigt, es werden allerletzte Einkäufe gemacht und sich verabschiedet: „See you on the other side“ heißt es immer wieder mit einem Lächeln im Gesicht – wir sehen uns drüben in der Karibik!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert