Von Portugal auf die Kanaren

560 Seemeilen sind es von Vilamoura in Portugal auf die kleine Insel La Graciosa nördlich von Lanzarote. Nachdem wir wirklich lange auf guten Wind gewartet haben, sind wir aufgeregt und können es nicht erwarten, endlich die Leinen loszuwerfen und unsere nächste größere Etappe anzugehen. Wir segeln bei raumem Wind im ersten Reff los, die KISS macht ordentlich Fahrt, die Dünung kommt steil von achtern. Zu Abend essen wir unsere letzte Tüte deutsche Linsensuppe, 1,5 Jahre haben wir sie jetzt als Notfallessen für schlechtes Wetter durch die Gegend gefahren. So richtig schlecht ist das Wetter zwar nicht, aber sie läuft demnächst ab und nach Kochen ist uns gerade nicht so richtig…

Nachdem der Wind am Nachmittag aufgefrischt und wir das zweite Reff eingebunden hatten, lässt er nun über Nacht nach und dreht auf Nord. Wir bergen das Großsegel und segeln bei immer schwächer werdendem Wind unter Genua nach Süden. Zwischenzeitlich ist es eher ein dümpeln als ein Segeln, aber weiter südlich soll der Wind wieder auffrischen.

Leider macht der Wind nicht das, was angesagt ist und dümpeln wir den ganzen Tag und die darauffolgende Nacht mit 2-3kn Fahrt nach Süden. Dazu kommt eine Erkältung, die wir uns wahrscheinlich in einer der vielen klimatisierten Geschäfte eingefangen haben und die das Segeln für uns einfach nur anstrengend macht. Spaß haben wir gerade nicht, die Stimmung an Bord eher schlecht.

Auch der nächste Tag bringt weder beim Wind noch der Erkältung Besserung. Eigentlich müssten wir den Parasailor setzen, trauen es uns aber gerade gesundheitlich nicht zu, 105qm Segelfläche hochzuziehen (bzw. eher, sie im Zweifel wieder zu bergen). Und so dümpeln wir weiter unter Genua dahin und lassen uns von der KISS gemächlich nach Süden bringen.

Nach zwei Tagen und Nächten dümpeln geht es gesundheitlich bergauf, wir fühlen uns beide fit genug, um den Parasailor zu setzen. Wir nehmen sofort Fahrt auf, die Bewegungen an Bord werden auch ruhiger. Dazu gibt es frischgebackenes Brot zum Mittagessen, unsere Stimmung steigt wieder.

Der Parasailor zieht uns auch die darauffolgende Nacht und den nächsten Tag stetig nach Süden – was für ein Unterschied zur Genua (die natürlich auch deutlich kleiner ist…)! Leider müssen wir am späten Nachmittag den Parasailor bergen und die Genua wieder setzen, der Wind hat zugenommen und ist mit 20kn Grundwind einfach zu viel für das bunte Tuch.

Nach einer letzten Nacht auf See kommen am nächsten Vormittag La Graciosa und Lanzarote in Sicht. Zum Abschluss setzen wir erneut den Parasailor, die letzten Stunden vergehen wie im Flug. Wir umrunden die karge Insel La Graciosa, bergen den Parasailor und starten die Maschinen – Steuerbord springt ohne Probleme an, die Instrumente für Backbord wiederum haben nur kurz Strom, der Motor stottert ein wenig, startet aber nicht. Wir gucken uns irritiert an, in Portugal funktionierte die Maschine noch einwandfrei.

Zum Glück kann man einen Katamaran auch mit nur einer Maschine fahren und so steuern wir den Rand des recht vollen Ankerfeldes an, wo wir den Anker fallen lassen. Sicher verankert lässt es sich gleich viel entspannter auf Fehlersuche gehen!

Der „Fehler“ ist auch schnell gefunden: der Hauptschalter für die Backbordmaschine (welcher die Maschine mit der Starterbatterie verbindet) ist ausgenudelt, der Drehknauf sitzt lose. Da wir die Hauptschalter vor Anker zur Sicherheit nie ausschalten, ist uns dies einfach bisher nicht aufgefallen. Wenn man etwas am Drehknauf rüttelt und ihn dann fest gedrückt hält, springt die Maschine an. Nichts tragisches, aber durchaus etwas, was wir noch vor unserer Atlantiküberquerung in Las Palmas de Gran Canaria reparieren sollten!

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